
Ich gebe zu: Ich bin großer Innereien-Fan. Abgesehen von Lunge (Das ist mir zu wabblig und schwabblig) und Euter esse ich alles gerne, was aus dem Inneren von Tieren kommt: Kutteln, Herz, Leber, Nierchen, Zunge (Hmmmm!), Bries (Doppel-Hmmmm!), Hirn – you name it, I’ll eat it!
Leider sind Innereien heutzutage nicht mehr “in” bei den Verbrauchern und das Angebot ist deswegen eher dürftig. Während man Leber noch einigermaßen problemlos beim Metzger bekommt, muss man schon einen guten Metzger haben, der noch regelmäßig Kutteln und Zunge anbietet und selbst bei den meisten traditionellen Landmetzgern gibt es Herz, Nierchen, Lunge, Euter oder Bries nur auf Vorbestellung – wenn überhaupt! Und Hirn gibt es seit der BSE-Krise sowieso praktisch nicht mehr.
Der Grund ist einfach: Viele Menschen wissen gar nicht mehr, dass man Innereien essen kann und diejenigen, die es wissen, finden es oft “eklig”, sich vorzustellen, woher Innereien kommen bzw. was für eine Funktion sie hatten. Selbst eine ehemalige Koch-Kollegin, die es ja nun eigentlich besser wissen müsste, sagte zum Thema “Zunge” einmal: “Ich esse nichts, was andere schon mal im Maul hatten!” Dafür isst man dann halt Analogkäse und Formschinken. Seltsamerweise haben die gleichen Menschen dann auch kein Problem damit, herzhaft in eine saftige Bratwurst zu beißen, die in einem Naturdarm abgefüllt ist. Und was alles in Chicken-Nuggets und ähnlichen “Lebensmitteln” drin ist, möchten diese Leute vermutlich auch nicht wissen…
Es gibt aber auch noch einen anderen Grund für mich, Innereien zu essen, nämlich der Respekt vor dem Tier. Ich denke, es ist nur respektvoll dem Tier gegenüber, dass, wenn es nun schon mal sein Leben für uns lassen musste, wir auch alles von ihm essen und nicht die “minderwertigen” Teile verwursten, zu Katzen- und Hundefutter verarbeiten oder gar wegschmeißen. Ein Tier besteht nun mal nicht nur aus Filets und Keulen.
Sei’s drum, ich seh’s positiv: Je weniger Leute Innereien mögen, desto mehr bleibt für mich
Heute nun also ein Innereien-Rezept, das so typisch schwäbisch ist wie Maultaschen und Linsen mit Spätzle: Saure Kutteln. Saure Kutteln (Also die vier Mägen einer Kuh: Labmagen, Netzmagen, Blättermagen und Pansen) wurden früher im Schwäbischen typischerweise an Aschermittwoch gekocht. Aber eigentlich sind viel zu lecker und viel zu schade, um sie nur einmal im Jahr gekocht zu werden.
Zutaten
1 kg Kutteln, vorgekocht und geschnitten vom Metzger
2 Zwiebeln
1 EL Tomatenmark
250 ml Trockener Rotwein (Wer's richtig schwäbisch mag: Trollinger, Lemberger oder Trollinger mit Lemberger)
250 ml Rinderbrühe
2 -3 El Weinessig
6 - 8 Wacholderbeeren
3-4 Lorbeerblätter
Salz
Pfeffer
2 EL Butterschmalz
2 EL Mehl
Zubereitung
Zwiebeln schälen und in Würfel schneiden. In einem großen Topf in heißem Butterschmalz glasig andünsten. Kutteln dazu geben und anbraten, bis sie hellbraun sind.
Das Mehl darüber stäuben und unter Rühren etwa 10 Minuten weiter braten, bis es leicht braun wird. Das Mehl nicht zu dunkel werden lassen, da die Soße sonst bitter wird. Mit einem Viertel es Rotweins ablöschen und das Tomatenmark unterrühren. Den Wein komplett einkochen lassen, bis das Ganze wieder anfängt zu braten.
Den restlichen Wein, die Rinderbrühe, den Essig, Wacholderbeeren und Lorbeerblätter zugeben und alles aufkochen. Dann die Hitze reduzieren und auf kleiner Hitze sanft weiterköcheln lassen, bis die Kutteln gar sind und die Soße sämig eingekocht ist. Dabei gelegentlich umrühren, damit nichts anbrennt.
Mit Salz, Pfeffer und ggf. mit Essig abschmecken und mit gehackter Petersilie bestreut servieren.
Saure Kutteln werden traditionell mit Bratkartoffeln serviert. Man kann aber auch ein herzhaftes Bauernbrot dazu essen.
Bemerkungen
Manche Rezepte stellen die braune Mehlschwitze separat her und geben sie dann zu den Kutteln. Ich stäube das Mehl immer gleich über die Kutteln und röste es mit. Das hat den gleichen Effekt und erspart mir einen Arbeitsgang (Und einen zweiten Topf, den ich spülen muss)
Auch andere Blogs und Blogger wie gastrophil.de oder der Kochschwabe haben sich der Sauren Kutteln angenommen. Beides sind Landsmänner – mir kennat halt ällas, sogar guat kocha . Auch beim offiziellen Baden-Württembergischen Fress-Portal “Schmeck den Süden” gibt es ein Rezept für Saure Kutteln.
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